Quelle: Heimatblatt "Riesengebirgsheimat" Jahrgang 1967

Sankt Peter

Die Schreckensnacht vom 30. zum 31. Dezember 1756


von Josef Spindler

Die kleine Bergwerkskolonie in Alt St. Peter bestand 1756 aus etwa zehn Häusern, das kleine, 1625 erbaute Holzkirchlein sowie die um 1730 von Franz Spindler erbaute Mühle am rechten Ufer des Klausenbaches, durchwegs aus Holz gebaut. Die meisten Häuschen standen am linken Ufer in erhöhter Lage. Die kleine Siedlung lag weit abseits von anderen Ortschaften und war besonders im Winter vom Verkehr mit der Stadt Hohenelbe abgeschnitten. Um diesen Schwierigkeiten etwas abzuhelfen, hatte, wie. schon erwähnt, Franz Spindler die Mahlmühle errichtet, so dass fortan Mehl und Greislerwaren im Ort gekauft werden konnten. Oft waren die Schneeverwehungen so groß, dass wochenlang der Verkehr mit der weiteren Umgebung ruhte. So begann der schneereiche Winter 1756 – 1757. Schon tagelang schneite es ohne Unterlass und schüttete Unmassen von Schnee über der Bergwerksiedlung aus. Die Häuser lagen gegen Ende Dezember tief im Schnee begraben. Nur für den notwendigen Verkehr zum Silberstollen wurde Bahn geschaufelt und noch immer schneite es. Mit Bangen blickten die Bewohner auf die schneebeladenen Hänge des Ziegenrückens. Wie Trauben hingen die Schneewächten herab, um in jedem Augenblick loszureißen und alles unter sich zu begraben. Da, mit einem male hob sich das Gewölke, zerteilte sich und ein mächtiger, warmer Südwind (Föhn) blies in die lockeren Schneemassen und brachte sie zum Schmelzen. Bald rieselten von den Hängen kleine Rinnsale, die immer größer wurden, Bäche ergossen sich ins Tal und vereinigten sich zu einem gewaltigen reißenden Strom, der alles unter sich begrub und wegschwemmte, was sich in den Weg stellte. Darein mischten sich die von den Hängen herabstürzenden Schneelawinen und führten gebrochene Fichtenstämme und Felstrümmer mit sich ins Tal. Als erstes Opfer war die von Holzstämmen und zum Holzflößen erbaute "Klause", das Wasserwerk ausersehen, von dem einige der oberen Schichten abgerissen wurden. Als zweites Opfer folgte das große Wasserrad beim Silberstollen, das zum Herausbefördern der Erzvorräte und des Wassers aus dem Stollen diente und bis auf den Grund samt den Mauern und der Zuleitung weggeführt wurde. Als drittes Opfer wurde die Mühle betroffen. Das Wasserrad samt dem Gerinne wurde vernichtet sowie auch im Innern der Mühle großer Schaden verursacht. Zur Not konnte sich der Müller mit seiner Familie in eine der höhergelegenen Hütten retten (Nr. 73). Die Vorräte waren verschlammt und unbrauchbar geworden. Alle Brücken und Stege waren weggerissen, so dass in den nächsten Tagen ein Zusammenkommen mit den östlich wohnenden Nachbarn nicht möglich war. Was noch viel schlimmer war: Die eingedrungenen Wassermassen hatten den silberliefernden Stollen völlig unter Wasser gesetzt. Nur mit knapper Not konnten sich die darin arbeitenden Knappen mit dem Leben retten. Dieser reich silberhaltige Stollen steht seit jener Zeit unter Wasser und konnte seither nicht mehr geöffnet werden. Die ohnehin armen Bergarbeiter kamen damit um ihren Broterwerb. Wohl machte man hie und da Versuchsstollen, so in die Eisenkappe, wo wenig ertragreiches Eisenerz gefördert wurde, in den Josef-Stollen im Lattichgraben, mit Arsenerz sowie auf den Schippeln. Alle diese Versuche mussten nach kurzer Zeit wegen geringem Ertrag wieder aufgegeben werden. So war ein Teil der Bergleute gezwungen auszuwandern, ein anderer Teil, der da Häuser hatte, blieb und wurde vom Grafen als Waldarbeiter eingestellt, zum Teil in der neu entstehenden Siedlung an der Elbe, den "Spallerbauden", dem heutigen Spindlermühle, beschäftigt. "Der Spindlermüller" konnte die zerstörte Mühle nicht wieder aufbauen und wie jedes Unheil auch eine gute Seite hat, baute er sich unter Zuhilfenahme der verbliebenen Trümmer in kurzer Zeit an den Ufern der Elbe am Zusammenflusse mit dem Klausenwasser seine Mühle neu und größer um 1760 auf. Dieser Ort vergrößerte sich zusehends und bald eröffnete der Müller noch einen Laden und ein Gastgeschäft. Als der Stollen in St. Peter geschlossen wurde, tat der bei dem Akt behilfliche Steiger diesen Ausspruch: "An Gold und Silber wird´s nicht fehlen, aber an klugen Köpfen!"

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