von V. Erlebach, Berlin
Wenn man von Spindelmühle am
rechten Ufer der Elbe entlang durch den Elbegrund zur Elbfallbaude geht, kommt
man zuerst nach der Mädelstegbaude, idyllisch im Walde eingeschlossen,
am Fuße der Mädellehne, zirka 150 Meter entfernt, wo sich das Weißwasser
in die Elbe ergießt. In den sechziger Jahren diente die Baude als Unterkunftshütte
für die Arbeiter, welche den Weg durch den Elbegrund bauten. Der erste
Bewohner war ein gewisser Kraus Tischler, gebürtig aus Krausebauden, später
ein Forstadjunkt Sedlacek. Die kleine Baude war anfangs aus 6 Meter langen Klötzen
als Blockhaus erbaut. Herr Sedlacek kam 1897 in Friedrichsthal beim Hochwasser
ums Leben, seine Leiche fand man am 28. Juli 1897 in Niederhohenelbe. Nachdem
in den späteren Jahren der Touristenverkehr sehr zunahm, wurde aus der
ehemaligen Schutzhütte ein Forsthaus. Den wenigen Wanderern aus damaliger
Zeit bekannt, denn wollte man den mit erheblichen Mitteln erbauten Weg zur Elbfallbaude
beschreiten, musste man erst Maut zahlen: pro Person 2 Kreuzer oder 4 Pfennige,
ein Schubkarren 10, ein Pferd 20 Kreuzer. Infolge des steigenden Fremdenverkehrs,
den dieser Herrgottswinkel als Schnittpunkt für herrliche Wandertouren
in den Weißwassergrund, Elbegrund und auf den Riesengebirgskamm darstellte,
entwickelte sich das Forsthaus, umgebaut und vergrößert zum Gasthaus
mit einigen Fremdenzimmern. Einstmals vom Grafen Harrach erbaut, war es von
1895 bis 1925 von den Erlebachs als Pächter bewirtschaftet, den Wanderern
im Riesengebirge bekannt, von den Sommerfrischlern aus Spindelmühle gern
zum Nachmittagskaffee besucht, die im schattigen Garten den bekannten guten
Kaffee und Kuchen sich zu Gemüte führten. Manch Wanderer wird sich
der fröhlichen, gemütlichen Stunden erinnern, die er in der Mädelstegbaude
zubrachte, ehe ihn sein Weg weiterführte in die Bergwelt Rübezahls.
Als die guten alten Zeiten der k. und k. Monarchie nach dem ersten Weltkrieg
versanken, ein neuer Geist der Staat der Tschechen seine Herrschaft
aufrichtete, begann man zu tschechisieren. Alles Deutsche sollte unsichtbar
werden, es wurde enteignet, man nannte es Bodenreform. Alle deutschen Aufschriften
sollten verschwinden oder mussten zweisprachig sein. So wurde aus der Mädelstegbaude
eine "U divči lavky". Der Besitz des Grafen Harrach, Güter und
Wälder in der Nähe der Grenze, wurden verstaatlicht, so auch ein Teil
der Bauden, unter anderen auch die Mädelstegbaude. Den Pächtern wurde
gekündigt, und auch Familie Erlebach ging 1925 aus dem lieb gewordenen
Haus, um einem Tschechen Platz zu machen, da der demokratische Staat von damals
auf diese Art die Umsiedlung betrieb. Die Baude wurde in den folgenden Jahren
etwas vergrößert und erhielt elektrisches Licht; der urgemütliche
Betrieb bei Petroleum- und Kerzenlicht verschwand. Bis 1938 führten drei
tschechische Pächter die Baude. Dann wurde Frau Richter, eine Nichte Erlebachs,
Pächterin. In alter Tradition bewirtschaftet, wurde die Baude wieder ein
Haus des Frohsinns und der Gemütlichkeit, bis ein Brand im Januar 1942
dieses idyllische Gasthaus zerstörte.
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