von Georg Reimann, Burglengenfeld
Im großen, weiten deutschen Land, |
Unter dieser Überschrift stellt Erle
Bach in ihrem Buch, "Das ganze Riesengebirge in Farbe", auf Seite
32 einige bekannte Persönlichkeiten dieser Gattung vor.
Einer von diesen war der "Schwarze von der Spindlerbaude". Wenn er
im Gebirge plötzlich mit Schlapphut und schwarzem Vollbart aus dem Nebel auftauchte,
flößte er Fremden einen gehörigen Schrecken ein, die ihn für Rübezahl persönlich
hielten. Dabei war er die Gutmütigkeit in Person.
Er hieß Franz Schreyer und war ein Findelkind, um 1860 geboren. In der Spindlerbaude
hatte er eine Heimat gefunden; sie war auch später sein Hauptquartier als Träger.
Er gehörte zu den vielen, die auf ihren Rücken große Lasten über die Berge schleppten
und ohne die ein Leben dort überhaupt nicht denkbar gewesen wäre.
Der "Schwarze von der Spindlerbaude" trug Butter hinab ins Tal, hauptsächlich
nach Hirschberg. Denn der alte Hollmann von der Spindlerbaude betrieb, bevor
die Baude einem verheerenden Brand zum Opfer fiel, in dem Frau und Kind umkamen,
einen schwunghaften Butterhandel, sogar bis an die Nord- und Ostsee, wie die
alten Handelsbücher ausweisen. Ohne den Schwarzen und seine gute Baudenbutter
war der Hirschberger Wochenmarkt vor der Jahrhundertwende nicht denkbar. Die
begehrte Ware war im Handumdrehen verkauft. Dann saß der bärtige Träger, umringt
von Kindern, auf der Rathaustreppe und schnitt mit einem Taschenmesser Schnitten
von einem Brotrampftel für das ihm noch ein wenig Butter geblieben war. Er hatte
einen Heimweg von über dreißig Kilometern vor sich.
Oft musste der Butterträger den Weg von der Spindlerbaude über den Kamm nehmen,
um kurz vor der Koppe ins Tal abzusteigen. Die Baudenbutter war auch begehrt
in den Schlössern von Fischbach, Buchwald und Erdmannsdorf bei den fürstlichen
Familien. Sogar um das 1888 vermählte preußische Kronprinzenpaar rankt sich
eine Anekdote:
Eines Morgens stand plötzlich ein
wildaussehender Mann im Schlossgarten von Erdmannsdorf vor der Kronprinzessin.
Er fragte, ob sie denn zum Hause gehöre? Als sie das bejahte sagte er streng
zu dem vermeintlichen Fräulein:
"Do brenga se ock bale an risch die gude Putter nei zu da hucha Herrschofta
aus Berlin. Se sull zum Friehstücke sein. Macha se ock risch, doaß se nich zerlaufa
tutt!"
Die verdutzte Kronprinzessin nahm dem Schwarzen von der Spindlerbaude die frische Butter ab. Sie soll den Majestäten an diesem Morgen köstlich gemundet haben.
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